
Wie zwei britische Beamte einen Subkontinent mit 300 Millionen Indern verwalteten
Im 18. Jahrhundert, also zur Zeit des Empires, wurde der gesamte indische Subkontinent von nur zwei britischen Beamten in Indien verwaltet. Ja, Sie haben richtig gelesen: Zwei Beamte.
Das ist fast unvorstellbar: Ein riesiger Subkontinent mit damals 300 Millionen Menschen wird von zwei Beamten eines im Vergleich winzigen Inselreiches, das tausende Kilometer weit weg ist, beherrscht. Wir Deutschen können uns das gar nicht vorstellen.
Dies konnten die Briten nur erreichen, indem Sie das Eintreiben der Steuern und einen Großteil der Regierungsverantwortung an selbständige, einheimische Statthalter ("Zamindar") delegierten. Diese "kleinen Könige" durften im Gegenzug einen Teil der eingesammelten Steuergelder behalten und genossen neben Ihrer Machtfülle auch ein hohes soziales Ansehen.
Natürlich lässt sich mit so wenig Personal nicht jedes Detail in jedem indischen Dorf kontrollieren und regeln. Es hat aber ausgereicht, dass hin und wieder Sonderkommissionen, begleitet von Soldaten, die Einhaltung von Recht und Ordnung nach britischen Vorgaben stichprobenartig überprüften. Und wenn die Engländer dann etwas vorfanden, das ihnen nicht gefiel, wurde der lokale Zamindar in aller Ernsthaftigkeit verwarnt und im Wiederholungsfall aus dem Amt gejagt.
Das Selbstverständnis der öffentlichen Verwaltung im UK wird hier ganz deutlich: Schlank, pragmatisch, fehler-tolerant, wenig Personal, geringe Fixkosten, Selbstverantwortung, Kontrolle durch Stichproben, Delegation sowie Förderung unternehmerischen Denken und Handelns.
(Interessanter Vergleich: Die französische Regierung beschäftigt zur Verwaltung ihrer Überseegebiete noch heute mehr als 3,500 Beamte. Und dort leben insgesamt weniger als drei Millionen Bürger).